Eckart Ruschmann: Weltanschauungen und Gottesbilder Reflexionen für (und von) Laienphilosophen
Verlag: tao.de (Bielefeld) Erscheinungsjahr: 2012 Preis: Paperback € 20,– / Hardcover € 25,– , 240 S. ISBN: 978-3-95529-038-2
auch als e-book erhältlich sowie als kindle-Edition
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Wenn Sie Ihre persönliche Weltanschauung reflektieren, vertiefen und gegebenenfalls verändern möchten, zeigt Ihnen dieses Buch neue Wege, die Philosophie dafür zu nutzen.
Die Strukturen der Entwicklung individueller Weltbilder werden beschrieben. An ihnen können Sie Ihre persönlichen Konzepte überprüfen, gerade auch in der Verarbeitung konkreter eigener Erfahrungen.
Der hier beschriebene Ansatz ist praxiserprobt und wird durch viele Beispiele veranschaulicht.
Besprechungen:
Weltanschauung im Wandel
Mündig ist, wer ein eigenes Weltbild hat
Rezension in: Internet-Portal FACHZEITUNGEN – Projekte – Fachbeiträge.)
Vielen Menschen ist heute bewusst, dass es kein richtiges, für alle verbindliches Weltbild gibt. Sie können und wollen deshalb keine vorgeformte Weltsicht von der Stange übernehmen – und entwickeln ihr eigenes Weltbild. „Persönliche Lebensphilosophie“ nennt Dr. Eckart Ruschmann diese Praxis einer fortlaufenden Sinnsuche. Und hält sie für zukunftsweisend, wenn die Menschheit ihren Zugang zur geistigen Dimension erneuern möchte. Sein neues Buch Weltanschauungen und Gottesbilder zeigt einen Prozess auf, mit dem wir diese persönliche Lebensphilosophie versprachlichen können. Ein philosophischer Schlüssel, um eine ureigene Antwort auf die Sinnfrage zu entdecken. Gekonnt verknüpft der Autor Texte bekannter Philosophen aus West und Ost, die von der Antike bis zur Gegenwart ein breites Spektrum möglicher Weltbilder vorgezeichnet haben – Einladungen, einen Abgleich mit der eigenen Philosophie zu wagen. Mehr noch als akademische Philosophen haben Laienphilosophen die Freiheit, eigenverantwortlich zu einer ganz persönlichen Weltanschauung zu gelangen – jenseits aller Dogmen und Konventionen. Der erfahrene Dozent macht mit vielen konkreten Praxisbeispielen deutlich, wie dieses Geflecht eigener Überzeugungen und Werte im Dialog sichtbar gemacht werden kann.
So greift das Buch die Tradition eines Sokrates auf, um den Leser zur Entwicklung einer eigenen Weltsicht zu ermutigen: Wo verorte ich Achtung, Ehrfurcht, Demut und – vor allem – Liebe in meinem Leben? Schließt meine Weltsicht Metaphysisches mit ein? Der Auftakt für einen Prozess, der Schritt für Schritt in die Mündigkeit führt – Ruschmann macht ein philosophisches Rüstzeug zugänglich, mit dessen Hilfe jeder persönliche Weltanschauungen reflektieren, vertiefen und gegebenenfalls verändern kann. Jenseits der ausgetretenen Pfade, die Wissenschaften, Religionen oder esoterische Lehren nahelegen.
Eine wichtige Orientierung ist dabei die Frage nach dem Sinn. Durch ein Aufdecken der verschiedenen Sinnquellen und -ressourcen können sich neue Sinndimensionen erschließen und das Leben bereichern. Den Beitrag der abendländischen Geistesgeschichte sieht Ruschmann dabei kritisch. Seiner Analyse zufolge hat sie eine Verengung der Konzepte mit sich gebracht: Die heute vorherrschende naturalistische Weltanschauung muss viele Phänomene wie alternative Heilweisen ausgrenzen, weil sie in ihr Welt- und Menschenbild schlichtweg nicht hineinpassen. Auch die Nahtoderfahrungen sind mit dem traditionellen, naturwissenschaftlich dominierten Weltbild nicht angemessen zu erfassen.
Das Buch stellt einen erweiterten Deutungshorizont vor, der auf dem Boden des heutigen wissenschaftlichen und erkenntnistheoretischen Wissens steht und gleichzeitig die Grenzen einer eng geführten Rationalität überschreitet. In dem Raum, der sich durch diesen Prozess öffnet, verorten Laienphilosophen ihre Position. Dabei ist ihnen klar, dass es kein richtiges, für alle verbindliches Weltbild gibt. Gerade das gibt ihnen die Freiheit, sich selbst neu zu finden.
Ein kraftvolles Plädoyer, sich besser kennenzulernen, um eigene Werte zum Maßstab des Handelns machen zu können.
Dr. Michael Harscheidt
bei Amazon
Angsichts der Vereinzelung der akademischen Philosophien in separate Schulrichtungen und in historische Perspektiven widmet sich der Autor den Leserinnen und Lesern des „modernen Alltags“ und hinterfragt ihren Zugang zu den fundamentalen Fragen unseres Lebens: Woher und Wohin, Sein und Sinn, Gottesbilder, Transzendenz, Materie und Geist. Wie einst Plato als Begründer der philosophischen Akademie betreut der Autor suchende Menschen jeden Alters im Bodensee-Kolleg und lotet ihre essentiellen Fragen und ihre empirische Kompatibilität mit den Sinn-Horizonten der philosophischen Konzepte seit 2500 Jahren aus. Eine moderne sokratische Lebenshilfe (Mäeutik) wurde hier geboren. …
Fachlich fundierte Einführung in die Philosophie für Laienphilosophen
Von Wolfgang Paumen (bei Amazon)
Ausgehend von den zunächst mehr oder weniger reflektierten Weltbildern von Seminarteilnehmern des von Dr. Ruschmann geführten Bodensee-
Es macht Mut, die eigenen Weltbilder, die jeder Mensch hat, auch wenn er sich dessen vielleicht nicht bewusst ist, zu artikulieren und ihnen nachzuspüren. Das Buch eignet sich aufgrund der Quellenangaben m.E. auch sehr gut als Ausgangspunkt für eine eigene, autodidaktische Fortführung des (laien)philosophischen Studiums. Gut gefallen hat mir außerdem die kritische Auseinandersetzung mit dem heutigen vorherrschenden monistisch-
„Natürliche Philosophie“ als Begründung von Metaphysik
Edgar W. Harnack: Rezension von Eckart Ruschmanns Buch „Weltanschauungen und Gottesbilder“
In: Zeitschrift für Spiritualität und Transzendentale Psychologie 2014
Eckart Ruschmann, Leiter der Virtuellen Akademie Bodensee, berichtet und zitiert in seinem Buch die weltanschaulichen Positionen von Menschen, die als Seminarteilnehmer bei ihm und mit ihm gemeinsam philosophierten. Ruschmann ist selbst studierter Philosoph. Aber er ist auch Psychologe. Und so mischt sich in ihm das Anliegen des Philosophen, durch systematisches Nachdenken Ordnung in die Welt zu bringen, mit psychologischer Empirie. Ruschmann versucht nicht, die Psychologie der Bildung persönlicher Weltanschauungen durch eigene Forschung zu bereichern, sondern die aus eigener Erfahrung gespeiste Weltanschauung von gewöhnlichen Menschen zur Grundlage einer philosophisch überdachten Weltsicht zu machen. Empirie als Basis für Philosophie geht das überhaupt? Die Menschen, die den Weg in Ruschmanns Seminare finden, tragen jedenfalls in sich ihre eigene, aus dem eigenen Leben gewonnene Wahrheit und lassen sich diese nicht von einer konsumistisch-
Den psychisch robusten Normalbürger, der eine Nahtodeserfahrung gemacht hat, interessiert es nicht, dass ein materialistischer Arzt behauptet, Ursache des Geschehens sei eine Anomalie der Gehirnfunktion. Diejenigen, die spirituelle Erfahrungen machen und sich dann dem Diktat der Wissenschaftspriester beugen, sind hingegen bemitleidenswerte Geschöpfe: Entweder verleugnen sie selbst die Tiefe ihres authentischen Erlebens oder sie lassen sich von Psychologen, Psychiatern oder Verwandten einreden, dass nicht wirklich sein kann, was sie erlebt haben. Dabei aber verlieren sie den natürlichen Bezug zur Transzendenz, den sie als naive Menschen noch hatten.
Auch deshalb widersetzt sich Eckart Ruschmann dem Diktum, dass nur die offiziellen Denker, die akademischen Philosophen, eine Meinung zu Fragen der Weltanschauung haben dürfen. Nein, wir alle haben etwas zu sagen, wenn es darum geht, woran wir glauben. Luther und der Aufklärung sei Dank: Wir dürfen unsere eigenen Priester sein, ohne einen Vermittler, zwischen uns und der von uns denkbaren, empfundenen und erlebten Wahrheit. Deshalb interessiert sich Ruschmann für das, was Menschen denken, die denken, ohne das Denken in bestimmten Kategorien und historisch gewachsenen Schemata studiert zu haben. Dabei kommt er zum Resultat, dass den meisten Laienphilosophen eine metaphysische Wirklichkeitssicht selbstverständlich ist.
Zunächst führt er den Leser in der ersten Hälfte des Buches in einem gerafften Streifzug in die Systematik und Geschichte der Philosophie ein, den er in der zweiten Hälfte in sein eigenes („professionell“ formuliertes) Weltbild münden lässt: eine Stratifizierung der Welt in fünf Seinsebenen, beginnend mit der materiellen, über die lebendige, die psychische, die spirituelle Seinsebene bis hin zur Dimensionen des Einen, Göttlichen. Ruschmanns Anliegen, Menschen darin zu befördern, ihre eigenen Erfahrungen mit dem Leben zu weltanschaulichen Positionen reifen zu lassen, mündet an dieser Stelle in den Versuch, ein Ordnungsschema dieser Positionen zu gewinnen, das eine klare Aussage über die Struktur unserer Wirklichkeit trifft. Dabei wird deutlich, dass der Autor selbst sich zu einer Weltanschauung bekennt, die vom Mehrheitsgeschmack der heutigen Intellektuellen abweicht: einer spirituellen, auf Transzendenz bezogenen Perspektive. Diese belegt er „induktiv“ (ohne sie auf diese Weise zu genieren) durch die Erfahrung seiner Laienphilosophen ein Ansatz der transpersonalen (im Sinne des Rezensenten auch „transzendentalen“) Psychologie also, die Erfahrung zur Basis des Metaphysischen zu machen (was eben keine contradictio in adjecto ist). Viele seiner philosophierenden Amateure sprachen sich selbst für einen vertikalen Transzendenzbegriff (also einen Bezug zu etwas Höherem), jedenfalls aber einen horizontalen (Transzendieren des eigenen Selbst hin auf andere Wesen etc.) aus. …
Durch die Anknüpfung an die Aussagen der Laien wird der Leser zum Teil einer Gemeinschaft, die auch ohne akademische Genehmigungsverfahren anfängt, Fragen nach der Wahrheit hinter den Dingen zu stellen. Vielfältige Querverweise auf zeitgenössische, seriöse Autoren, Vertreter eines anderen, neuen Zeitalters vielleicht, wirken anregend. Sein für den Aufbau des Buches zentrales metaphysisches „Einheitsmodell“ ist ein interessanter Vorschlag für eine zeitgemäße Formulierung eines nicht materialistischen Weltbildes.
Der Ansatz, das Erleben von Menschen zur Grundlage der Frage nach den letzten Dingen zu machen, hat ja auch eine andere lange Tradition, nämlich die der Gifford Lectures und ihrer Auffassung von „natural theology“ als der Möglichkeit, über Gott im Sinne einer Erfahrungswissenschaft zu sprechen. Bekanntlich war es niemand geringerer als einer der Ahnherren der transpersonalen Psychologie, William James, der in seinen Gifford Lectures die Grundlage einer Wissenschaft von der religiösen Erfahrung schuf. Durch Ruschmanns „natural philosophy“ wird ein Begriff wie die Vitalseele (und ihr Verhältnis zum Begriff Geist) oder „der Himmel“ (als eine geistige Dimension) überhaupt wieder verwendbar und reflektierbar eine Unmöglichkeit im offiziellen akademischen Diskurs. …
Ruschmanns Buch versucht nirgendwo eine methodisch exakte Studie zu sein, sie ist als Deskription seiner Erfahrung mit dem Nachdenken Anderer und als Anregung zum eigenen Nachdenken konzipiert. Überdies zeigt Ruschmanns Buch hohen Respekt gegenüber den weltanschaulichen Positionen von nicht professionellen Philosophen. Ob publizierender Physiker (S. 95) oder Bautechniker mit ungelebtem Theologie Examen (S. 88), keine Position wird als höherrangig bewertet oder als unwichtig abgetan. Indem er seine Seminarteilnehmer im Dialog in den Modus des geführten Entdeckens bringt, lernen sie ihr eigenes, oft „metaphysisches“ Weltbild in Worte zu fassen. Damit ist das Buch ein wertvolles Dokument zeitgenössischen Nachdenkens und ein notwendiger Anstoß auch an transpersonal orientierte Psychologen, in einer demokratisch pluralen oder internetbasierten Gesellschaft mehr zu fragen, welche Wahrheiten und vom Leben geprägten Ontologien sich in Menschen selbst bilden, wenn man sie zum intensiven Nachdenken anregt statt ihnen vorgefertigte Weltanschauungen aus Ost oder West überzustülpen.